170 Jahre hat die evangelische Kirche in Steinbach bereits auf dem Buckel. Die Orgel im Gotteshaus ist nur ein Jahr jünger - und soll nun eine Frischekur erhalten. "Wir haben die Orgel von unseren Vorfahren bekommen", erzählt Wolfhard Düver, Pfarrer im Ruhestand, bei einem Pressegespräch. "Und wir wollen sie ebenfalls an spätere Generationen weitergeben."
Doch damit die Orgel auch wirklich noch zukünftige Generationen mit ihrem Klang begeistern kann, ist eine aufwendige Sanierung nötig. Und die geht ins Geld: "Wir rechnen mit einem mittleren fünfstelligen Betrag." Um Geld in die Kasse zu spülen, haben sich der Männerchor Eintracht Steinbach, der evangelische Frauenchor und der Chor Gospel & More etwas Besonderes ausgedacht. Gemeinsam wollen sie am 27. Oktober als Projektchor ein "Jubiläumskonzert zugunsten der Steinbacher Kirchenorgel" veranstalten. Auch der Kinderchor Steinbacher Spatzen wird seinen Auftritt haben. Yoerang Kim-Bachmann wird die Orgel spielen.
Offen für jedermann
Doch die Chöre wollen nicht unter sich bleiben. "Wir hoffen, dass sich auch andere Sangesfreudige anschließen", sagt Männerchor-Vorsitzender Jörg Haas. Eingeladen ist jeder, der Spaß am Singen hat - Chorerfahrung oder Notenkenntnisse sind nicht erforderlich.
Damit Ende Oktober alles glattgeht, stehen nun bereits die ersten Proben an, die zunächst getrennt stattfinden. Die Frauen treffen sich jeweils donnerstags ab 20 Uhr. Bei den Männern finden die Proben jeweils dienstags statt, ebenfalls ab 20 Uhr. Treffpunkt ist jeweils das evangelische Gemeindezentrum. Weiterhin sind konzertnah drei gemeinsame Samstagsproben vorgesehen: Am 15. und 29. September sowie am 20. Oktober, jeweils um 14 Uhr in der Kirche. "Man sollte sich dieses Chorerlebnis nicht entgehen lassen", findet Sabine Schneider-Platt, die den Projektchor leiten wird. Unterstützung erfährt sie von Axel Pfeiffer.
Die Liedauswahl für das Konzert steht bereits fest. Aufgeführt werden "Ubi Caritas" von Audrey Snyder, "Hallelujah", der Siegertitel des Eurovision Song Contest von 1979 sowie "Jesus bleibet meine Freude" von Johann Sebastian Bach. Die Auswahl sei "sehr festlich, bewegend und niveauvoll", aber gleichzeitig auch für jedermann singbar.
Die Chorleiterin kennt die Steinbacher Orgel und ihre Eigenheiten gut. "Sie hat einen ganz eigenen Klang, der den ganzen Raum erfüllt." Besonders ist das Instrument auch durch die darin enthaltene Physharmonika, eine Vorläuferin des Harmoniums. Erbaut hat die Orgel Johann Georg Förster aus Lich, dessen Mutter aus Steinbach stammte.
Wer sie spielt, braucht aber kräftige Finger. Denn der Druckanschlag ist hoch. "Wenn es etwas flüssiger wäre, wäre das schön." Die Traktur sei so schwergängig, "dass jemand der lange spielt, mit seinen Händen Tonnen bewegt", weiß Wolfhard Düver. Um die Sehnen der Organisten zu entlasten, überlege man daher auch, diesen Punkt bei der Sanierung zu berücksichtigen. Doch bis es soweit ist, wird noch einige Zeit verstreichen. "Es wird nicht in einem Jahr zu schaffen sein und auch nicht in dreien", so Wolfhard Düver. "Aber wir müssen jetzt den Grundstein für die Sanierung legen, damit die Orgel keinen Schaden nimmt.